Gutjahr der Hundefänger

Es mag wohl so um 1876/77 gewesen sein, als ein vermeintlich tollwütiger Hund die Schkeuditzer in Angst und Schrecken versetzt hat.

Der Hund wurde gefangen und bei Sattlermeister Wenzel eingesperrt. Der alte Tierarzt Rittmeister, der mit seinem Latein am Ende zu sein schien, machte dann, indem er sich seinen langen grauen Bart streifte den Ausspruch: "Äh–äh, na mer wer`n schon tot kriegen!" So versammelte sich am Sonntagvormittag die Vollzugskommission, bestehend aus Polizeivertreter Schlegel, dem Tierarzt, und dem passionierten Jäger Rackwitz auf dem Hofe von Sattlermeister Wenzel. Rackwitz, als passionierter Jäger, hatte den tödlichen Schuss abzugeben, was auch gelang.
Dieser Tollwutverdacht hatte zur Folge, dass für Schkeuditz eine Hundesperre verfügt wurde, denn man war der Meinung, es herrsche eine "Hundewirtschaft wie in der Türkei". Danach wurde jeder frei umherlaufende, ohne Hundemarke angetroffene Hund, durch den „Hundefänger Gutjahr“ weggefangen und konnte nur durch ein entsprechendes Lösegeld wieder eingelöst werden. Ihm oblag es auch, nicht eingelöste Hunde nach einer gewissen Zeit vom Leben in den Tod zu befördern. Gutjahr war wirklich die geeignete Person dafür. Sobald er sich zeigte, erging es ihm wie den Rattenfänger von Hameln, die ahnungslosen Hunde liefen ihm in Scharen nach und in seine Schlinge.
Gutjahr, der mit seiner Wirtschafterin, der Rommel Jette, zusammen lebte, muss aber wohl, außer seiner Hundefängerei, auch manchmal andere Wege gegangen sein, was seiner Jette den Anlass zu großer Eifersucht gab.. Auf Schritt und Tritt war sie ihm auf den Fersen, überall nach ihm fragend. Dieser Tatsache und der ständig zunehmenden Zahl gefangener Hunde war es wohl letztlich zuzuschreiben, dass die Hundesperre wieder aufgehoben wurde.
Gutjahr verstarb bereits im März 1879 im Alter von 45 Jahren.