Ein Bild, das uns bewegt

Zum Beginn des Jahres 2025 konnte das Schkeuditzer Museum eine Abbildung aus der industriellen Frühgeschichte der Stadt erwerben.

Das Aquarell mit den Maßen von 80 x 26 cm (Bildausschnitt) stammt von Joseph Puschkin (geboren am 12. April 1827 in München und gestorben 1905 ebenda), einem Münchner Zeichner und Lithograf, der vor allem in München, aber auch in Hamburg zahlreiche Porträts und Stadtansichten anfertigte.

Das erworbene Bild ist in der linken unteren Ecke mit „J.Puschkin fec. [fecit=hat gemacht] 1864. Skuditz“ signiert.

Dargestellt ist die Maschinenfabrik des Herrn Dr. Keßler, der hier 1858 sein Unternehmen gründete. Die Ursprüngliche Fabrik sind die beiden Gebäude auf der linken Bildseite.

Da der Absatz seiner Produkte in den ersten Jahren sehr gut lief, erweiterte er den Betrieb nochmal um mehr als das Doppelte der Fläche. Wann diese Erweiterung stattfand ist nicht ganz klar, aber wahrscheinlich eben um das Jahr 1864 herum, was ihn dann dazu veranlasste, dieses Bild in Auftrag zu geben.

Mitte der 1860er Jahre brachen seine Geschäfte jedoch aber ein – vielleicht hatte er sich mit dieser Erweiterung doch zu viel zugemutet – und er hatte zu tun, die Firma über Wasser zu halten. 1869 half dann aber alles nichts mehr und er musste Konkurs anmelden. Unter der Verwaltung eines Herrn Walkoff läuft die Produktion die nächsten Jahre eher schlecht als recht. Ein Änderung tritt erst nach dem Deutsch- Französischen Krieg ein, als die deutsche Wirtschaft mit dem Gründerboom einen ungeahnten Aufschwung nimmt. Im März 1872 gründen die Herren Loewendahl und Robert Baumann aus Berlin gründen die Halle-Leipziger Eisengießerei und Maschinenbau Actien-Gesellschaft. Der Betrieb von Dr. Keßler / Walkoff geht darin auf. Baumann ist an zahlreichen Gründungen beteiligt, er spekuliert und verkauft Aktien, auch an etliche Schkeuditzer Bürger. Nach dem Wiener Gründerkrach platzt die ganze Aktienblase, die Fabrik ist wieder Bankrott und die meisten der Aktionäre sehen sich um ihr geld geprellt.

1886 wird die komplette Fabrik von der Norddeutsche Grundcreditbank zu Berlin an Carl Enke verkauft, der hier seine Pumpenfabrik errichtet, aber das ist dann eine nächste Geschichte. Ende des Jahres 2024 standen von den 1864 abgebildeten Gebäuden noch diese deutlich erkennbar:

Im März 2025 wurde aber mit dem Abriss des Häuser unterhalb der Industriestraße begonnen, von denen zum jetzigen Zeitpunkt nur noch als ein Schutthaufen übrig ist.

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