Marktgeschichten um 1900

Märkte gab es hier schon seit Jahrhunderten, erst einmal pro Woche und als der Bedarf stieg sogar zweimal pro Woche. Die Marktprivilegien wurden von den jeweiligen Landesherren immer mal wieder bestätigt. Diese Urkunden sind noch teilweise vorhanden, so dass wir davon Kenntnis haben. Hier im Bericht geht es allerdings um die Märkte um 1900 im Ort. Es gab viele kleine Stände, an denen Waren aller Art feil geboten wurden. Die Händler kamen auch aus den umliegenden Dörfern und boten zum Beispiel Obst und Gemüse aber auch Dienstleistungen wie Schuhreparaturen an. Der Gendarm Herr Kitzinger mit Schleppsäbel war der Allgewaltige der Ordnung und Sicherheit beim Markttreiben. Der Gendarm saß oben am Markt beim Bäcker Kilian bei Kaffee und Kuchen (heute Markt 5) und beobachtete alles.

Markttreiben um 1903

Sollten infolge Alkohols Streitereien auftreten, waltete er sofort seines Amtes. Da wurde der vergitterte grüne Leiterwagen geholt und unter dem Gejohle der Passanten, vor allem der Kinder, wurde der Krawallmacher beziehungsweise der Betrunkene ins Stadtgefängnis, genannt „Hotel Schlegel“, nach dem Gendarm Schlegel, beziehungsweise das düstere Haus am Klingberg in der Hallischen Straße, vor den Klingelborntreppen, verbracht.

Markttreiben um 1930


Der Beutlermeister Eduard Schüttel hatte die Marktaufsicht. Er kassierte das Standgeld, teilte jedem seinen Platz zu und war verantwortlich für die Marktbänke und Tische. Am Markt oben, zwischen Leopold und Renners, stand in dieser Zeit ein kleines Häuschen (heute Markt 7) mit einem Weinstock dicht am Haus. Dort war der zugewiesene Platz, wo Schweine angeboten und verkauft wurden. Der Besitzer des kleinen Häuschens, Herr Schulz, hatte dabei aber Angst um seinen Wein. Er meinte die Schweine würden ihr Hinterteil am Weinstock reiben das könnte den Geschmack der Weintrauben beeinträchtigen.

Vieles war genau geregelt. So hatten zum Beispiel die Semmelfrauen an der Ostseite des alten Rathauses ihren Platz. Die Fleischer, gleich mit Bock- und Bratwurst zum sofort essen, waren auf der Nordseite des alten Rathauses aufgestellt. Da spielte meistens noch eine Kapelle zum anlocken der Kunden und natürlich wurde daneben auch Alkohol jeglicher Art verkauft. So geschah es, dass der Geselle der Mohrenapotheke am Ende des Markttages so volltrunken war, dass er von zwei weniger betrunkenen bis zur Apothekentür am Markt gebracht werden musste. Er torkelte ins Haus, kurz darauf ertönte der Hilferuf des Apothekenbesitzers. Die Freunde des Gehilfen eilten die Stiegen hinauf, dort fanden sie ihren Freund in hilflosem Zustand, quer ausgestreckt über dem Bett und der Frau Apothekerin und das alles begleitet von ihrem schimpfenden Gatten. Mit vereinten Kräften wuchten sie den Hilflosen von der Frau Apothekerin herunter und verbrachten ihn in sein Zimmer, das er in seinem umnebelten Zustand nicht mehr gefunden hatte. Am nächsten Tag musste der Pechvogel auf Anweisung des Herrn Apothekers bei Zeiten die Stadt verlassen.
Mit Sicherheit gab es noch mehr solcher amüsanten Geschichten, aber leider haben sich nur wenige davon überliefert.

Quellennachweis:

  1. Schkeuditz Tageblatt, Nummer 2 4,8 vom22 10 1930
  2. Dämmer Stunden 28 05-1932
  3. Dämmer Stunden. 27 02 1932
  4. Dämmer Stunden  11 12 1930

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