Schkeuditzer Museums- und Geschichtsverein e. V.

Wir kümmern uns um Schkeuditzer Stadtgeschichte

Artikelserie "Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900"

Serie 2 entlang der Mühlstrasse - weiter Dölziger Straße

3. Gastwirtschaft "Waldkater"                                     

Wenn man früher vom Süden her nach Schkeuditz kam, so begegnete man zuerst einem Gastwirtschaft namens "Waltkater" Was hat es mit diesem Namen auf sich und wie ist es dazu gekommen?

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Der ursprüngliche Name ist "Waldkate". Als Waldkate bezeichnete man ein kleines Haus am oder im Walde, welches den Menschen Unterschlupf gewährte. Im Laufe der Zeit erhielten diese Katen das Recht, an Waldarbeiter, Wanderer und andere Einkehrende, Getränke zu verabreichen. Es entwickelten sich daraus nach und nach Gastwirtschaften und schließlich wurde in der Ungangssprache ein "r" angehängt und der Name "Waltkater" war geboren. Der 1875/76 von Friedrich Pfeuffer gebaute Waltkater wurde unzweifelhaft das "nonplusultra" der Schkeuditzer Lokale! Ein großer Biergarten, eine sehr großzügig eingerichtete Restauration und ein großer Ball- und Konzertsaal, war der Anziehungspunkt für jung und alt. Am 14. /15. Juni des Jahres 1885 wurde dann die dazugehörige neue Schießanlage eröffnet und eingeweiht, die vom Schkeuditzer Schützenverein intensiv genutzt wurde. Der Ballsaal wurde 1924 durch einen Bühnenanbau vergrößert und es entstand eine Kegelbahn! Jetzt war der Waldkater der gesellschaftliche Mittelpunkt der Schkeuditzer und auch das Ziel vieler Leipziger Wanderer und Spaziergänger.Aber auch weniger friedliche Ereignisse gehören zur Geschichte des Waldkaters. Der Hintergrund waren parteipolitische Auseinandersetzungen. So hatten sich zum Beispiel 1886 Massen von Arbeitern aus Region Halle/Merseburg und aus Leipzig im Biergarten versammelt. Die verantwortliche Landespolizei Merseburg war davon informiert und verstärkt anwesend. Es hatte sich aber auch sächsische Polizei in Zivil untergemischt, Dafür gab es aber keine gesetzliche Grundlage. Es kam zu heftigen Rangeleien und Prügeleien, während im Saal der SPD Reichstagsabgeordnete Wilhelm Hasenclever eine Aussprache mit Parteifunktionären hatte. In den Folgejahren wurde der Waldkater immer mal wieder für Parteipolitische Treffen genutzt. So ist auch hinterlegt, dass es am 16. März 1920, beginnend am Waldkater, zu äußerst heftigen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen streikenden Arbeitern und der Landespolizei aus Merseburg kam. Diese haben sich bis zum Markt hingezogen und forderten auf beiden Seiten Todesopfer.

Folgende Wirte sind von 1875 bis 1947 bekannt.

1875 bis 1892     Friedrich Pfeuffer
1892 bis 1902     Alfred Schmidt
1902 bis 1926     Carl Pagenhardt
1926 bis 1947     Willy Schmidt
1947 bis zur Abmeldung 1949 Helene Schmidt

nach 1950 wurde der Waldkater zur Sportgaststätte rekonstruiert und ab 1960 als HO-Gasstätte betrieben. Doch nach 2 Jahren wurde der Waldkater endgültig geschlossen. Der Waldkater wurde aufgrund seiner Größe und Möglichkeiten (Saal , Bühne) von Beginn der 20ger Jahre bis in die 60ger Jahre immer wieder auch parteipolitisch genutzt. So zuletzt auch als GST-Ausbildungslager. Die zu dieser Zeit politisch geprägten Vorschriften und Anweisungen und die fehlenden finanziellen und materiellen Mittel führten schließlich zum Abriss der verbliebenen Gebäude. Heute wäre es mit Sicherheit wieder eine gut besuchte Ausflugsgaststätte und ein kultureller Anziehungspunkt. Seit Jahren befindet sich auf dem Gelände bis heute die Firma Schannewitzki - Städtereinigungs GmbH-.

Quellen:  Archiv –Stadtmuseum Schkeuditz-

                Zusammenstellung und Vortrag „Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900“

               v. Klaus Wagner (Mitglied im Schkeuditzer Museums- und Geschichtsverein)