Artikelserie "Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900"
Serie 1 - Rund um den Markt
2. Gasthof zur "Goldenen Sonne"
Auch die "Goldene Sonne" war eines der ältesten Gasthöfe in Schkeuditz. Sie wird 1555 im Zusammenhang mit dem "Blauen Engel" erwähnt. Beide Gasthöfe hatten das Verbietungsrecht erhalten, was die Eröffnung weitere Gasthöfe ausschloss! Unterlagen
die belegen, dass der Gasthof den Fuhrleuten zur Ausspanne diente beweisen auch, dass die "Goldene Sonne" ebenfalls mehr als 450 Jahre ihren Platz am Markt hat.
Man gönnte sich und den Pferden etwas Rast, es wurde sich gestärkt und die Pferde konnten versorgt werden. Solche „Versorgungspunkte„ waren zur damaligen Zeit für die Weitereise äußerst wichtig, eine Art "Tankstelle des Mittelalters"! Da durch die vielen Stadtbrände auch viele Unterlagen und Dokumente den Flammen zum Opfer gefallen sind, kann es durchaus auch sein, dass die "Goldene Sonne" noch älter ist. Dennoch sind verschiedene Aufzeichnungen über mehrere Besitzer und Wirte, sowie kleine Anektoden dazu, vorhanden. So wird 1814 Johann Gottlieb Borsdorf als Wirt und Inhaber erwähnt. Nach dessen Tod versucht seine Witwe, Johanna Sophia Borsdorf, den gesamten Besitz zu verkaufen. So ist nachzulesen, dass es am 20. Dezember 1833 morgens 10.00 Uhr zu einem Termin kommt, bei dem neben dem Gasthof "Goldene Sonne", 170 Morgen Land (meist Raps und Weizenfelder), sowie 3 Scheunen, vor der Stadt gelegen, angeboten werden. Ein weiterer Gasthof aus Ihrem Besitz mit 11 Stuben und Kammern, Stallungen für 70-80 Pferde und einer weiteren Scheune, gelegen an der Magdeburger Chaussee, die zwischen Halle und Leipzig verläuft, ist ebenfalls Gegenstand dieses Verkaufstermines. Über die erzielten Verkaufserlöse, die sicher nicht unerheblich waren, liegen leider keine weiteren Unterlagen vor. In den darauf folgenden 50 bis 60 Jahren erlebt der Gasthof mehrere Besitzer und Wirte. So übernimmt im November 1878 Louis Hundertstund die Sonne. Unter ihm wird 1892 ein neuer Festsaal eingeweiht. Leider stirbt er mit nur 56 Jahren. Seine Frau Wilhelmine führt den Gasthof weiter. Nach nur 3 Jahren stirbt leider auch sie mit nur 54 Jahren. Erneut schlägt 2 Jahre später das Schicksal zu, denn der Sohn, der alles übernommen hatte, 25 Jahre alt, stirbt ebenfalls im Jahre 1897. Der inzwischen zum Hotel gewordene Gasthof nebst Ausspanne wird 1898 über eine Annonce erneut verkauft. Es heißt in der Annonce, "Hotelverkauf mit Ballsaal, Kegelbahn, Gesellschaftszimmer und Gastraum nebst Inventar zu verkaufen". Inzwischen gab es im Innenhof auch einen kleinen Biergarten.
Ein Hr. Cölestin Nasemann übernimmt 1898 die "Sonne", die er mangels Gäste im 1. Weltkrieg, 1917 leider erneut schließen muss. Inhaber bleibt er bis 1919. Auch in den nächsten 40 Jahren wechseln Besitzer und die Art der Nutzung des Hauses.
- im Juni 1920 erfolgt die Schließung des Hotels und der Gaststätte
- vom Juli 1920 bis Oktober 1922 ist die Kassenfabrik Paul Lehmann in der Sonne,
- ab November1922 bis Juni 1927 ist in Räumen eine Kommanditgesellschaft (näheres fehlt)
- Juni 1927 bis Januar 1937 "Offene Handelsgesellschaft M.Wachsmuth" -Buchdruckerei
- von 1937 bis 1950 ist Albert Werther, Schkeuditzer Buchdruckereibesitzer, Alleininhaber der Fa. Wachsmuth
- am 15.Juli 1950 wird die Druckerei Eigentum des Volkes (Enteignung !)
- 1953 wird die Druckerei in die Karl-Marx Str. 5 verlegt und damit kann über die "Sonne" wieder verfügt werden.
Am 7. Oktober 1958 wird sie als "Kulturhaus zur Sonne" feierlich neu eingeweiht.
Quellen:
Archiv –Stadtmuseum Schkeuditz-
Zusammenstellung und Vortrag v. Klaus Wagner (Mitglied im Schkeuditzer Museums- und Geschichtsverein) „Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900“