Artikelserie „Schkeuditzer Gasstätten zwischen 1500 und 1900“
Serie 5 entlang der Bahnhofstraße
5. Restaurant "Hotel Bellevue" von den Smokers "Smokersburg" genannt
Das Hotel Bellevue wurde um das Jahr 1860 erbaut. Es hatte eine Gaststätte, einen mittleren Saal mit Veranda und einen Garten. Später entstand gegenüber das "Deutsche Haus". Ebenso gab es auch die Malzfabrik mit Villa zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Eine mächtige Eiche breitete damals ihr Blätterdach über dem Gebäude aus. Jene Eiche, die 1830 von den Schkeuditzer Bürgern gepflanzt worden war und bis weit in die 90er Jahre sich prächtig entwickelt hatte, musste später zur Sicherheit des Verkehrs gefällt werden. Die Bezeichnung "Hotel" dürfte nur ein schmückendes Beiwerk gewesen sein, wenn man sich vor Augen hält, dass Schkeuditz damals nur rund 3.500 Einwohnern zählt. Als ein Ackerbürgerstädtchen dürfte es keinen nennenswerten Fremdenverkehr gegeben haben. Trotzdem gab es im Bellevue als "Quelle der Lebensfreude" öfters Tanzveranstaltungen, die vom damaligen Bürgermeister Schultze, der von 1872 bis 1879 amtierte, genehmigt wurden.
Schmucke Mädels in langen Kleidern, damals noch geschlossen bis zum Hals, wurden von schneidigen Burschen zum Tanz aufgefordert. Stadtmusikdirektor Haase mit seinen Mannen spielte die richtige Tanzmusik für diese Zeit, Walzer, Polka, Galopp und Reinländer. Es wurde Schkeuditzer Bier ausgeschenkt, dass zwischen 10 und 15 Pf. in Silberwährung kostete. Mit dem guten Ruf steht und fällt ein Unternehmen, sagt man! Da Anfang der 70er Jahre immer die Schlägereien zunahmen, blieb dem Besitzer, Herrn Bageritz, nichts weiter übrig, als das Etablissement zu schließen!
In den Jahren 1873-1874 wurde aus dem Bellevue eine "Ackerbau-Schule".
Später errichteten die Herren Schmidt und Troitzsche eine Hartgummifabrik, die auch nicht sehr lange Bestand hatte. Der Firmenwechsel im Haus setzt sich fort mit einer Schuhfabrik, einer Buchdruckerei und einem Möbelhaus. Mehr Jahre hatte auch die Rauchwaren Zurichterei der Firma Paul Kunath die Räume zur Nutzung. Zuletzt war bis 1898 die Druckerei von Conrad Müller im Bellevue untergebracht. Die Geschichte des Hauses endet mit dem Abriss der Gaststätte.
Quellen: Archiv –Stadtmuseum Schkeuditz-
Zusammenstellung und Vortrag v. Klaus Wagner
(Mitglied im Schkeuditzer Museums- und Geschichtsverein)
„Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900“