Artikelserie „Schkeuditzer Gasstätten zwischen 1500 und 1900“
Serie 5 entlang der Bahnhofstrasse
6. Restaurant "Bahnhofsrestauration" später "Bahnhofs-Hotel"
Nachdem am 7.Dezember 1835 die erste deutsche Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth in Betrieb genommen worden war, hatte (wie man es damals formulierte) die „bewegliche Dampfmaschine als Triebkraft für die Eisenbahn“ ihren Siegeslauf in Deutschland begonnen.
Der „kleine Mann“ und normale Bürger hingegen, der bis dahin nicht weit über die Grenzen seines Heimatortes hinaus gekommen war, fürchtete das gespenstige, Feuer speiende Wesen und wehrte sich mit ganzer Kraft gegen die Anlehnung des Schienenstrangs in die Nähe seiner „Scholle". So erklärte sich dann auch die Entfernung mancher Stationen vom Wohnort, dessen Namen sie tragen.
Bereits 1835 trat in Magdeburg eine Gesellschaft zusammen, die den Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen den Handelsstädten Magdeburg und Leipzig beschloss. Doch bald hatte man erkannt, dass von der Bahn auch eine Menge Vorzüge ausgehen würden. Also musste man sich jetzt auf einen Haltepunkt einigen. Vorgeschlagen wurden 2 Projekte.
Der 1. Vorschlag sah einen Haltepunkt nahe dem Gelände der ehemaligen Teerfabrik vor.
Der 2. Vorschlag sah einen Haltepunkt am damaligen Kirschberg, dem heutigen Haltepunkt, am Ende der Bahnhofstrasse vor. Nun musste nur noch über den Bau einer Bahnhofsrestauration“ entschieden werden,
Die privaten Bewerbungen wurden abgelehnt, da der Magistrat selbst bauen wollte. Man wollte der Stadt, ähnlich wie durch den Ratskeller, eine weitere Einnahmequelle verschaffen.
Es gab aber noch ein anderes Problem, das "Verbietungsrecht" der hiesigen Braugenossenschaft. Dieses Privileg, ausgestellt am 3.2.1612 durch den Landesherren, berechtigte einer Korporation „Brauberechtigter Bürger“ in Schkeuditz Bier zu brauen und dies in einer festgelegten "Bannmeile" zu verkaufen.
Die Braugenossenschaft entschloss sich somit letztlich, selbst zum Bau des Restaurationsgebäudes.
!841 wurde die Strecke Halle-Leipzig dem Verkehr übergeben
Die Braugenossenschaft, bestehend aus 48 brauberechtigten Bürgern, eröffnete im Jahre 1842
"Die Bahnhofsrestauration". Jahre später wurde daraus das "Bahnhofshotel".
Die Pächter und Wirte waren :
1844 - 1847 Herr Lauterbach
1848 - 1853 Herr Nitzschke
1854 - 1883 F. und L. Steiniger sen.
1884 - 1891 E. Ziegler
1892 - 1899 Louis Steiniger
1900 - 1906 Max Schröder
1913 – Mai 1922 Familie Rissel
(kurz nach der Übernahme stirbt Moritz Rissel am 18.01.1913 , seine Frau Anna Rissel stirbt 9 Jahre später, am 09.05.1922)
ab Juni 1922 – Oktober 1937 Otto Helm
ab November 1937 – 1940 Arthur Brettschneider
ab 1941 – November 1951 Alfred Roth
ab Dezember 1951 – 1959 Elli Marquart
1960 -1969 August Koch
Mit Beginn der 1970er Jahre bis weit in die 1980er Jahre wird es zum Jugendklubhaus des VEB MAB Schkeuditz!
Heute ist an dieser Stelle, im Zuge der neu errichteten Bundesstrasse -B6-, der neue und moderne Haltepunkt entstanden, nachdem 2000 auch das bis dahin bestehende, 150 Jahre alte Bahnhofsgebäude, abgerissen worden war.
Quellen: Archiv –Stadtmuseum Schkeuditz-
Zusammenstellung und Vortrag v. Klaus Wagner
(Mitglied im Schkeuditzer Museums- und Geschichtsverein)
„Schkeuditzer Gaststätten zwischen 1500 und 1900“